Der Reisebericht zur mehrtägigen Kulturreise der 4bHGK schildert die Erlebnisse der Klasse zu Wasser und zu Lande.
Anfang Mai begibt sich die 4bHGK mit dem Nachtzug vom Wiener Hbf auf in den Norden, in die Hansestadt Hamburg. Gleich zu Beginn überrascht uns die Hafenmetropole an der Elbe mit Sonnenschein und eindrucksvoller Architektur. So wird auch der Weg zum unserem Hostel, der Superbude in St. Georg schon die erste kulturelle Spurensuche und ein Eintauchen in die Heimat von Hans Albers, Blümchen und der Bildzeitung.
Nach einem ersten Franzbrötchen (typisches Hamburger Süßgebäck) begeben wir uns zu Fuß auf eine Zeitreise in die alte Speicherstadt. Hier kann man das jahrhundertelange Einladen von Kaffeesäcken und allerlei anderer exotischen Waren erahnen. Unterschiedliche Teams von Mitschüler*innen erzählen uns von Freibeutern, mächtigen Kaufleuten und unerschrockenen Kriminalist*innen, den Pfefferkörnern, die hier so manchen Fall gelöst haben. Weiter über viele Brücken und Fleeten gelangen wir zur HafenCity, einer Welt aus modernster Architektur, bis wir an der Elfi (Elbphilharmonie), dem neuen Wahrzeichen Hamburgs ankommen und von der Aussichtsplattform die hunderten Kräne des Hafens bestaunen. Am Rückweg begegnen wir einem anderen Wahrzeichen Hamburgs, der St. Nikolaikirche. Die eindrucksvollen Überreste dieses Kirchenbaus erinnern an die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten und des 2. Weltkrieges.
Nach diesen vielen Eindrücken schlendern wir durch kleine Gassen in Richtung St. Georg und lassen diesen wunderbaren Tag erschöpft ausklingen. Der Zweite beginnt mit einem Ausstellungsbesuch im Museum f. Kunst & Gewerbe. Hier werden wir von der Direktorin selbst empfangen; die Wienerin Prof. Tulga Beyerle führt seit 2018 das Haus und eröffnete uns interessante Aspekte zum Hamburger Pendants des Wiener MAK. Der anschließende, von einer der Kuratorinnen geführte Besuch der Ausstellung: The F*WORD / Guerilla Girls und feministisches Grafikdesign ist ein Highlight. Von interaktiven Infografiken, kritisch-ironischen Rauminstallationen und einer Sammlung von Fanzines zum Thema Feminismus und Kulturkritik war alles geboten. Auch die Vielzahl der parallel stattfindenden Ausstellungen überzeugte mit gelungen Inszenierungen und ansprechenden Themen. Zum Kontrast der musealen Innenwelt steigen wir am Nachmittag auf die Fähre des HVV (Öffis) und fahren von den Landungsbrücken einmal quer durch den Hafen über das Südufer der Elbe zum Museumshafen Övelgönne. Hier zeichnen wir beim Urban-Sketching die vor Anker liegenden alten Potte, Eisbrecher und Segelschoner, während im Hintergrund die modernen Frachtschiffriesen an uns vorbeiziehen.
Bevor wir uns vom Elbstrand wieder in Richtung Innenstadt aufmachen unterhalten wir uns noch über Hamburg, die Medienstadt, wer und was hier aller gestaltet und welchen Prominenten man ev. gleich über den Weg läuft, da gerade die OMR (Online Marketing Rockstars Festival) stattfindet und fast jede/jeder der gerade viral geht oder vorhat das zu tun in der Stadt ist. Den dritten Tag starten wir in den Deichtorhallen bei Sahra Morris. Die zeitgenössische bildende Künstlerin beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit Systemen, Räumen und Kommunikation in dem sie zB. Logos und Schrift auf riesigen Leinwänden dekonstruiert, Objekte mit Farbcodes überzieht und Filme über die Beziehung von Architektur und Menschen dreht. Eine beeindruckende Werkschau, einer der bedeutendsten weiblichen Positionen der bildenden Kunst des 21. Jahrhunderts, eingebettet in die phänomenale Stahlkonstruktion der ehemaligen Markthallen. Unsere Sightseeingtour am Nachmittag führt uns in das idyllische Alstertal im nördlicheren Teil von Hamburg. Hier gibt es viele schöne Chausseen und an den Kanälen stehen prächtige Villen mit eklatant gepflegten Gärten. Mit unserem Eis steigen wir am Winterhuder Fährhaus in einen kleinen Alsterdampfer ein und schippern Strom abwärts auf die große Alster zu.
Das mitten in der Stadt liegende Gewässer ist ein beliebter Erholungsort und vor allem Spielplatz für alle Arten von Ruderinnen, Segler und alles was sonst noch Wasser braucht um vorwärts zu kommen. Wir drehen unsere Runde entlang der grünen Wiesen, protzigen Botschaften und winken Udo Lindenberg im Hotel Atlantik zu bevor wir in die kleine Binnenalster einfahren und beim Jungfernstieg, in Rathausnähe wieder an Land gehen. Von hier aus starten wir Richtung St. Pauli und der Reeperbahn. Nachdem wir einiges über diese geschichts- und kulturträchtige Amüsier-Gegend erfahren haben (hier begannen die Beatles ihre Karriere, hier gibt es einen Fußballklub der sich gezielt für Asyl- und Menschenrechte einsetzt, usw.) interessieren wir uns für die zahllosen Zeichen hier, im speziellen für Schriftzüge und Lettern in allen möglichen Materialien, grellsten Neonfarben, als gemalte Reste vergangener Zeit oder aktueller Streetart-Culture. Unser Abend leuchtet also in bunten Farben und klingt gesellig im Karoviertel aus. Unser letzter Tag startet gemütlich und wir bereiten schon mal alles vor um Abends gut loszukommen.
Leider fällt unser Besuch bei der renommierten Hamburger Kunst- und Designakademie HFBK ins Wasser und wir disponieren schnell auf „freies Programm“ um. Danach treffen wir uns zum Abschluss nochmal alle zu einem gemeinsamen Essen in der Langen Reihe und erzählen von den erlebten Dingen. Gestärkt und zufrieden holen wir unser Gepäck, machen letzte Fotos am im Bahnhof und dann dauert es nicht mehr lang bis ein netter aber leicht gestresster Schaffner sagt: Geh bitte, kennan`s einsteigen!“ Wir sind im richtigen Zug und rollen Chanties singend über die Elbe, hinein in die Heide und irgendwann wird’s dunkel und alle schlafen selig. Ankunft in Wien – es regnet (Hamburger Schietwetter)