Ist Fototechnik männlich? Wer spricht in der Fotografie – und wer wird gezeigt? Wer hält die Kamera, wer wird gerahmt, arrangiert, inszeniert? Kann man Fototechnik gendern? Ja!
Ja! Das meinen die Künstlerinnen Caroline Heider, Lisa Rastl, Claudia Rohrauer und die Kuratorin Ruth Horak, die unter dem Titel FOTOTECHNIKA einen feministischen Workshop umsetzten. Sie luden Studierende des Kollegs Fotografie dazu ein, Bildproduktion kritisch und aus weiblicher Perspektive zu reflektieren. „Reading Cine & Photo Guides“ heißt das feministische Kunstprojekt der Künstlerin und Kamerafrau Caroline Heider, das sie im Rahmen des Workshops präsentierte. Heider setzt sich kritisch mit fotografischen Anleitungsbüchern des 20. Jahrhunderts auseinander und analysiert diese im Hinblick auf ihre impliziten und expliziten geschlechtsspezifischen Machtverhältnisse. Ihre Forschung legt offen, wie tief patriarchale Strukturen in bildgebenden Prozessen und deren Vermittlung eingeschrieben sind.Heider bildet mit den oben genannten Künstlerinnen und der Kuratorin Horak ein Künstlerinnen-Kollektiv. Aus ihrem Ausstellungs- und Buchprojekt FOTOTECHNIKA entwickelten sie für die Studierenden des Kollegs Fotografie vier eigenständige Workshop-Module. Darin wurden aus dezidiert weiblicher, feministisch positionierter Perspektive zentrale Fragen zu Bildproduktion, Sichtbarkeit und Repräsentation aufgeworfen. Das Zusammenspiel von Gender, Macht und fotografischer Praxis bildete dabei den roten Faden. Die kritischen Reflexionen der Studierenden zeigen deutlich: Die Objektivierung und sexualisierte Darstellung von weiblich gelesenen Personen ist in technischen Lehrmaterialien zur Fotografie nicht nur historisch, sondern auch gegenwärtig verbreitet. Die Teilnehmenden fordern eine konsequent gendersensible, diskriminierungskritische Bildpraxis und Lehre, die stereotype Repräsentationen aktiv hinterfragt und alternative Bildsprachen stärkt. Dieses Projekt wurde mit Mitteln der OeAD-Initiative „Kultur:Bildung“ und der Photographischen Gesellschaft umgesetzt. Doris Herlinger war die Initiatorin. Sie lehrt im Fachbereich Fotografie und ist Frauen - und Gleichbehandlungsbeauftragte für weibliche Bedienstete der Graphischen.